Nachlese: GOR 2018 Zurück zu den Wurzeln und trotzdem ganz neu

Die zwanzigste General Online Research Conference (GOR) kehrte zurück zu ihren Wurzeln, Köln. Für uns damit ein Heimspiel und ein Grund mehr, mit insgesamt vier Präsentationen vertreten zu sein.

Vor 20 Jahren war die GOR als Vorreiter der Online-Forschung an den Start gegangen, um Akademiker und die damals noch wenigen Anwender zusammen zu bringen. Die Fragen waren seinerzeit ganz grundsätzlicher Natur. Online-Forschung? Darf man das überhaupt? Und wie geht es das eigentlich?

Diese Themen haben sich 2018 weitestgehend überlebt, gilt das damit auch für die GOR?

Die Antwort ist glücklicherweise ganz klar nein! Die Sessions waren so abwechslungsreich wie selten. Denn die Online-Forschung differenziert sich weiter uns und damit halten auch neue Felder Einzug in das Kongressprogramm, die weit über Datenerhebung im Internet hinausgehen.

Ein Schwerpunkt für dieses Jahr war Data Science. Von grundsätzlichen Überlegungen zu Qualitätskriterien von Big Data und der Herausforderung an Daten für das Lösen wirklicher Business-Fragestellungen zu gelangen, bis hin zu konkreten Cases für die Auswertung von Bewegungsprofilen und automatisierter Text-Analysen  war alles vertreten.

Eng verbunden mit Data-Science-Ansätzen ist der bestehende Hype um künstliche Intelligenz. Auf der Konferenz selbst wurde ein sehr sachliches Bild gezeichnet. Weniger Terminator-Maschinen, die die Weltherrschaft an sich reißen, sondern mehr Fokus auf das, was künstliche Intelligenz in der Gegenwart bedeutet: Das Erkennen von Mustern in vorhandenen Daten und die Prognose auf zukünftige Informationen. Mit dem Titel „Keine Angst vor Ihrem neuen Kollegen, der Maschine!“ hatten wir auch in diesem Track die Freude einen Vortrag zu halten. Unser Plädoyer: Wir sind weit davon entfernt von Künstlicher Intelligenz ersetzt zu werden. Empathie, Intuition und richtiges Kontextwissen ist Maschinen (noch) fremd. Trotzdem lohnt sich die Auseinandersetzung: Denn der wirkliche Mehrwert liegt in zahlreichen Automatisierungsmöglichkeiten, die sich aus maschinellen Lernverfahren ergeben und wirklichen Mehrwert schafft.

In die gleiche Kerbe schlugen auch weitere Präsentationen. Von dem Einsatz von Sprach-Assistenten in Online-Befragungen bis hin zur automatisierten Analyse von Bildwerten mittels KI, zeigten sich vielversprechende Einsatzgebiete für Online-Befragungen. Interessanterweise ist dabei Technologie nicht mehr das limitierte Element, vielmehr ist es der Mensch: Denn wer stellt in Online-Befragungen gerne spontan Bilder von sich und seiner Umwelt bereit oder spricht schnell ein paar Sätze in sein Smartphone, um offene Fragen zu beantworten? Einfache Antwort: einige, aber eben nicht jeder. Somit werden wir in kommenden Jahren immer individuellere Befragungsformen sehen, die den Teilnehmern in Abhängigkeit persönlicher Präferenzen unterschiedliche Beantwortungsformen anbieten.

Nicht zuletzt macht es auch einen Unterschied, mit welcher Hardware man eine Befragung beantwortet. Somit bildete der Block Mobile Research und Survey Design einen weiteren Schwerpunkt, bei dem wir mit einem Vortrag vertreten waren. Denn auch hier hat sich in den letzten Jahren einiges bewegt. Stellte sich vor einigen Jahren noch die Frage, ob mobile Endgeräte eher ein Schnupfen sind, (Antwort: Nein, sie sind chronisch und gehen nicht mehr weg) gehen die Anstrengungen immer weiter dahin jedem Teilnehmer, unabhängig vom Endgerät, eine optimale Befragungs-Experience zu ermöglichen. Unsere Studie hat dabei gezeigt, dass eigentliche Standards wie responsive Befragungs-Layouts, überschaubare Beantwortungszeiten einen Unterschied machen, der eigentlich richtige Weg jedoch darin besteht, das gesamte Befragungserlebnis noch viel zielgenauer für mobile Endgeräte zu konzipieren. Damit das gelingt, haben wir uns in einer Meta-Studie damit beschäftigt, was Treiber für die Teilnahme über mobile Endgeräte sind und wann wir mit zahlreichen Smartphone- und Tablet-Usern rechnen können.

Insgesamt haben sich die zwei Tage auf der GOR mit der Bandbreite an Vorträgen absolut gelohnt. Und da sich die GOR zumindest in der Standortwahl treu bleibt und nächstes Jahr ebenfalls in Köln stattfinden wird, freuen wir uns schon jetzt wieder auf einen inspirierenden Austausch.

Sebastian Schmidt
Director Research & Development